#PiBinterview
7 FRAGEN AN…
Eva Gjaltema
PiB Interview Nº11 | August 2019
This interview is only available in German – but you can read more (in English) about Eva’s works on her website!
Viel Vergnügen mit dem #PiBinterview Nº11 in der Reihe »7 Fragen an…« mit der Künstlerin Eva Gjaltema!
PiB: Liebe Eva, magst du dich kurz vorstellen?
EG: Ich bin Eva Gjaltema und eine Niederländische Künstlerin/Fotografin die seit 2012 in Berlin lebt und arbeitet. Ich habe einen Master Kulturwissenschaften an der Universität von Amsterdam absolviert und danach meinen Bachelor-Abschluss gemacht in Fotodesign an der Königlichen Akademie für Bildende Kunst in Den Haag, Niederlande.
Ich sehe Fotografie vor allem als Medium in mir prangenden Fragen und innere Konflikte zu lösen. In meinen Arbeiten beziehe ich mich auf Themen, wie (weibliche) Identität, die Bedeutung von Familie und den Einfluss der Geschichte auf die Gegenwart. Ich arbeite dafür hauptsachlich mit verschiedenen Sorten Fotografischen Techniken, Kollage und Mixed Media.
PiB: Wie & wann kamst du zur Fotografie, und was bedeutet Fotografie für dich?
EG: Ich habe während meines Studiums Kulturwissenschaften einen Fotokurs angefangen und immer wieder im Dunkelkammer meine schwarz/weiss Bilder abgezogen. Ich fand es herrlich eigene Bilder zu kreieren und im dunken Bilder zu zaubern, es war wie Magie für mich… Während des Schreibens meiner Masterarbeit ist mein Vater plötzlich gestorben an einem Herzfehler mit 52 und ich habe direkt erfahren wie kurz das Leben ist. Das Ereignis hat mir geprägt unbedingt machen zu wollen was mein Herz eingibt, also habe ich mich ein Jahr nach seinem Tod an der Kunstakademie angemeldet und würde für mich überrachenderweise akzeptiert. Seit dem habe ich immer versucht mich selbst treu zu bleiben und Fotografie als mein persönliches Medium gesehen um zu kommunizieren mit der Welt.
PiB: Woran arbeitest du aktuell, und hast du bereits ein zukünftiges Projekt geplant?
EG: Im Moment bin ich in Elternzeit (habe mitte April mein 2. Kind bekommen), aber habe schon ganz viele neue Ideeen im Kopf die ich gerne umzetzen möchte. Leider fehlt mir die Zeit dazu, weil ich mich am meisten um unsere 2 Kinder und den Haushalt kümmern muss, aber ich versuche wenn ich die Energie habe, zwischendurch oder Abends meine Ideeen und Arbeit zu widmen. Ich finde den Alltag als Mütter, ‘Haushälterin’ und Künstlerin eine große Herausforderung und weiss das ich nicht die einzige Frau bin die unter schwierige, aber selbstgewählte Bedingungen ihre Kunst macht.
Mein zukünftiges Projekt wird sehr viel damit zu tun haben, wie die Gesellschaft, aber auch die Kunstwelt selbst viele Menschen ausschliesst. Daneben bin ich zur Zeit fasziniert von dem Thema Körper und das Altern. Dieses Jahr wird ich 40 und merke das 2 Schwangerschaften mein Körper unveränderbar verändert haben.
PiB: Was würdes du in deinem Umfeld – oder in der Welt verändern – wenn du dazu die Möglichkeit hätte?
EG: Ich würde alle Menschen den Zugang verschaffen auf (bessere) Bildung und Gesundheitsvorsorge. Ich bin mir sicher das die Welt dann viel anders aussehen wird und es bessere Entscheidingen innerhalb der Politik und Gesellschaft getroffen werden. Ich war schon immer eine Idealistin, jemand die glaubt an das positive innerhalb den Menschen. Ich wird aber immer wieder von der Menschheit enttäuscht wenn ich die Nachrichten anschaue oder wenn ich in meiner Nachbarschaft umgucke. Letzte Woche hat die Hausverwaltung meiner Nachbarn einen Zigarettenautomaten im Garten aufgestellt, um extra Geld zu verdienen. Statt das die schöne Blumen oder Pflanzen pfalnzen wo alle Menschen von geniessen können. Ich kann mich sehr aufregen über solche Sachen, wenn Macht misbraucht wird und die meiste Menschen bekommen das als sogar gar nicht mit, die sehen das als einen Service Zigaretten im Garten kaufen zu können…
PiB: Bietet Berlin für dich ein gutes Umfeld, um im künstlerischen Bereich tätig zu sein – und wie schätzt du die zukünftige Entwicklung ein?
EG: Ja für Inspiration, nein was die Finanzen angehen. Ich habe schon seit Anfang meiner Zeit in Berlin bemerkt das hier einfach zu viele Künstler leben und alle sind auf der suche nach Jobs oder wollen ihre Arbeit in Galeries zeigen/verkaufen. Es war billig einen Atelier hier zu mieten im vergleich mit Amsterdam, aber meine Kontakte waren dort besser. Es könnte natürlich auch was damit zu tun haben das ich relatief schnell mein 1. Kind bekomme habe (2013) und erstmal abgeschnitten war von der Kunstwelt, bevor ich überhaupt ‘wichtige’ Menschen kennen gelernt habe. Aber Berlin ist leider auch einfach sehr gross. Und Künstler machen hier alles zu jeder Preis, viele Künstler zahlen fast sogar noch drauf um auszustellen. In der Zukunft wird es nur noch schwieriger sein um auf einer klassischen Art Geld mit Kunst zu verdienen denke ich, weil selbst alle erfolgreiche Künstler und Galerien hier herziehen, weil es in New York, London und Paris unmöglich geworden. Ich weiss leider nicht wo die Lösung liegt.
PiB: Worauf bist du stolz?
EG: Auf meiner Herkunft, meine Familie, alles was ich trotz Schwierigkeiten geschafft habe. Das ich nicht aufgegeben habe, obwohl ich gedanklich schon 100 Mal aufgegeben habe. Das meine Arbeit über meine inzwischen verstorbenen Grosseltern in dem Friesmuseum angekauft worden sind.
PiB: Ist das Medium Fotobuch wichtig für dich – wenn ja warum, und welche Fotobücher haben dich am meisten geprägt?
EG: Ich habe Fotokunstler erst über Bücher, später Ausstellungen und Internet kennen gelernt. Ich war immer in der Bibliothek in Amsterdam zu finden und später in Fotobücherladen. Offprint habe ich noch kennen gelenrnt als es einen kleinen Laden war in Amsterdam, das Fotobuch war in 2008 noch nicht so ein Hype.
Sally Manns Buch hat mich sehr beinflusst. Ich habe damals meine 20 Jahr jüngere halb Schwester fotografiert und fand ihre Arbeiten sehr schön und hatten eine Stimmung die ich auch gesucht habe. Mein erstes gekauftes Fotobuch war ‘Insomnia’ von Antoine d’Agata, ich habe es immer noch obwohl es schon lange vergriffen ist. Ich fand seine Arbeit sehr düster und konfrontierend und das war genau was mir damals fazieniert hat, wie man’ schwierige’ Themen oder innerliche Konflikte mit Fotografie ausdrücken kann. Ich habe auch mehrere Bücher von Rinko Kawauchi, ich mag ihre Arbeit sehr, weil sie den Alltag sehr träumerisch fotografieren kann und trotdem sieht alles einfach und zugänglich aus.
Ich habe letztes Jahr endlich das erste Mal mein eigenes Buch ‘The First Three Years’ in kleinere Auflage publizieren können über eine Crowdfunding Campagne und mit einer tollen Grafikerin zusammen gearbeitet. Es ist eine teure Angelegenheit geworden Bücher in hoheren Kwalilät zu produzieren und du brauchst wirklich einer großer Leidenschaft haben für Bücher um ein eigenes Fotobuch zu machen.
PiB: Was war ein Feedback, Kommentar oder Kompliment zu deiner Arbeit, welches du nie vergessen wirst?
EG: Als Abschlussaustellung meines Kunststudiums habe ich eine Installation gebaut bestehenede aus alte Türen, wo der Raum innerhalb diese Türen aussah wie ein Wohnzimmer mit Sofa und 3 Fernsehen. Auf dem Fernsehen waren Bilder zu sehen und einen Soundtape zu hören. Ich wollte eine Atmosphere kreieren die eingeengt anfühlt, ein Gefühl wo es um Erinneringen aus der Kindheit dreht die unangenehm sind und nicht nur schön. Eine Freundin meiner Stiefmutter kam in Tränen auf mich zu und war zur tiefst beeindrückt das ich es geschafft habe ein Gefühl weiterzugeben was sie selbst auch aus ihre Kindheit gefühlt hat. Momenten von Einsamkeit und Angst, etwas was tabuisiert ist, weil die Kindheit eher als schön und idylisch in den Zeitschriften/Bücher/Medien dargestellt wird. Ich wird nie vergessen wie ich es geschafft habe das Herz von einer Person zu erreichen damit.
PiB: Herzlichen Dank, Eva, für diesen spannenden Einblick in dein Leben!
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